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the wave of disruption

Umbruch in der DACH-Region: So passen sich Dienstleister an den Wandel an

Die Professional-Services-Branche ist seit langem ein wesentlicher Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg im DACH-Raum. Laut einer Studie der teknowlogy Group sowie neuesten Statistiken der OECD beschäftigen mehr als 150.000 Unternehmen in den Bereichen Unternehmensberatung, IT-Dienstleistungen sowie Architektur und Ingenieurwesen über 1.500.000 Mitarbeiter in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die Vielfalt der Dienstleister-Landschaft ist groß. Mehr als drei Viertel der Professional-Services-Unternehmen haben weniger als 50 Mitarbeiter. Gleichzeitig hat die DACH-Region jedoch auch einige große Dienstleistungsunternehmen hervorgebracht, die sich auf dem globalen Markt einen Namen gemacht haben. Das Münchener Strategie-Beratungshaus Roland Berger ist mittlerweile weltweit in 36 Ländern aktiv, während Bilfinger und Hochtief sich als internationale Industriedienstleister etablieren konnten. T-Systems, Swisscom und Kapsch BusinessCom haben sich im Bereich IT-Services weit über ihre Heimatmärkte hinaus entwickelt und bieten ihren Kunden Support- und Transformationsleistungen für Kommunikations- und IT-Infrastrukturen. Alles in allem hat sich die Branche in den letzten Jahren wirtschaftlich sehr gut entwickelt.

Untersuchungen der teknowlogy Group haben ergeben, dass die IT-Dienstleister der Region ihre Umsätze in den vergangenen zehn Jahren um insgesamt über 15 Mrd. Euro steigern konnten. Im gesamten Sektor gibt es viele bemerkenswerte Beispiele dafür: Der in München ansässige IT-Dienstleister Cancom hat seinen Umsatz in den letzten sechs Jahren dank der steigenden Nachfrage nach Cloud-Computing-Services auf über 1,5 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Auch Porsche Consulting konnte seinen Umsatz in den letzten vier Jahren auf über 200 Mio. Euro verdoppeln und hilft seiner Muttergesellschaft sowie externen Kunden bei der Realisierung von Geschäftschancen auf dem Markt für elektrische/autonome Fahrzeuge.

Unter der Oberfläche finden jedoch einige tiefgreifende Veränderungen statt, die von sich wandelnden Kundenanforderungen, neuen Arbeitsmodellen und dem Einfluss der Technologie angetrieben werden. Im Professional-Services-Sektor sind die Mitarbeiter ein zentraler Faktor. Einerseits stellen sie den größten Kostenfaktor dar, andererseits ist es für den Erfolg des Unternehmens unerlässlich, die qualifiziertesten Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Trotz der volatilen Marktbedingungen ist der Wettbewerb um die besten Fachkräfte unter den führenden Unternehmen der DACH-Region unverändert groß. Die Nachfrage nach Qualifikationen in Bereichen wie Cybersicherheit, KI und Cloud-Entwicklung übersteigt die Anzahl der vorhandenen Bewerber um ein Vielfaches. Dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zufolge fehlen in Deutschland bereits 340.000 Fachkräfte in den Bereichen Ingenieurwesen und Technologie und es wird erwartet, dass diese Zahl in den kommenden Jahren noch weiter steigt. In der Schweiz zeigt sich ein ähnliches Bild: Eine Studie von Adecco und der Universität Zürich ergab, dass sich der Fachkräftemangel in Bereichen wie Elektrotechnik, Wirtschaftsprüfung und Software-Entwicklung in den letzten Jahren um bis zu 40 % verschärft hat.

Infolgedessen bemühen sich Dienstleistungsunternehmen mehr denn je darum, die besten Kandidaten anzuziehen und zu binden. In einer Zeit, in der sich auch die Zusammensetzung der Professional-Services-Belegschaft in der Region verändert, ist das eine besonders große Herausforderung. Mitarbeiter aus der Generation Z werden bald mehr als ein Viertel der Gesamtbelegschaft ausmachen und entscheidenden Einfluss auf Vorstandsebene haben. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass viele ältere, erfahrene Mitarbeiter in Dienstleistungsunternehmen länger im Berufsleben bleiben. Besonders in Deutschland ist das ein großes Thema angesichts der geplanten Anhebung des Rentenalters ab 2031. Unternehmen müssen nun sicherstellen, dass sie in puncto Arbeitsumgebung, Schulungen, Tools und Arbeitsabläufe flexibel genug sind, um den immer vielfältigeren Anforderungen ihrer Mitarbeiter gerecht zu werden. Ein zentraler Aspekt in diesem Wandel ist, dass Unternehmen künftig in der Lage sein müssen, ihren Mitarbeitern flexiblere Rollen und Arbeitsmodelle anzubieten. Das deutsche Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat kürzlich angeregt, dass Arbeitnehmer die Möglichkeit erhalten sollten, von zu Hause zu arbeiten, sofern dies technisch möglich ist. Dieser Vorschlag folgt einer BMAS-Studie, die ergab, dass 40 % der Deutschen gerne weiterhin zumindest gelegentlich im Home-Office arbeiten möchten. Einer Studie des Schweizer Tochterunternehmens von Deloitte zufolge arbeiteten bereits vor der Pandemie 60 % der Beschäftigten in der IT-Dienstleistungsbranche regelmäßig von zu Hause.

Die Geschäftsmodelle, die dem Professional-Services-Markt in der DACH-Region heute zugrunde liegen, haben sich seit fast einem Jahrhundert praktisch nicht verändert. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass durch digitale Plattformen neue Modelle aufkommen, die allmählich die traditionellen Praktiken von Vollzeitarbeitskräften und der Abrechnung nach Zeit und Material in Frage stellen. Das Unternehmen eWork hat sich zu einem der größten IT-Dienstleister in Nordeuropa entwickelt. Mehr als 10.000 unabhängige Berater konnten bereits über seine Job-/Skill-Matching-Plattform Aufträge an Land ziehen. In den letzten Jahren entstanden auch in der DACH-Region mehrere neue Unternehmen mit einem ähnlichen Modell. Das größte davon ist das deutsche Unternehmen Comatch.

Die Weiterentwicklung des Professional-Services-Modells in der DACH-Region zeigt sich unter anderem darin, dass immer mehr Unternehmen in kollaborativen Ökosystemen zusammenarbeiten, um eine schnellere und effektivere Unterstützung ihrer Kunden sicherzustellen. Ein gutes Beispiel dafür ist das von Roland Berger aufgebaute Open-Innovation-Netzwerk Terra Numerata, das mehr als 90 Start-ups, Data-Science-Spezialisten und Design-Thinking-Agenturen zusammenbringt. Diese Unternehmen arbeiten jährlich gemeinsam an über 20 Projekten und entwickeln Lösungen in Bereichen wie Deep Learning und Blockchain. Die Unterstützung von Kunden mit neuen, aufstrebenden Technologien bietet enorme Wachstumschancen für den Professional-Services-Sektor. Gleichzeitig wirken sich diese Technologien aber auch immer stärker auf das Tagesgeschäft der Unternehmen selbst aus.

Der Einsatz von Robotic Process Automation (RPA) hat in den letzten Jahren einen echten Aufschwung in der Branche erlebt, da damit hochqualifizierte Mitarbeiter von eintönigen und repetitiven Aufgaben entlastet werden können. Es gibt einige wegweisende Beispiele für die Automatisierung im Bereich Architektur und Ingenieurwesen. So arbeitet z.B. die ETH Zürich mit ihrem Partner ERNE AG an einer Methode, um mithilfe von Robotern Holz zu sägen, zu bohren und zu positionieren, ohne dass manuelles Eingreifen erforderlich ist. Der technologische Wandel nimmt immer mehr an Fahrt auf und Professional-Services-Unternehmen müssen sich anpassen, um neue Chancen schnell nutzen zu können. Dazu gehört auch die Fähigkeit, neue Service-Angebote oder Geschäftsmodelle innerhalb von Tagen oder Wochen aufzubauen, anstatt Monate dafür zu brauchen.

Ein interessantes Beispiel dazu bietet die Deutsche Vermögensberatung AG, das größte Finanzberatungsunternehmen Deutschlands. Sie führte eine neue digitale Plattform ein, die es ihren Finanzberatern erstmals ermöglichte, virtuelle Beratungsgespräche mit Kunden und Interessenten zu führen. Um während des Lockdowns aus der Ferne mit den Kunden Kontakt aufnehmen zu können, wurde der Start der Plattform um mehrere Monate vorverlegt.

Professional-Services-Organisationen müssen außerdem auf Veränderungen in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld reagieren. 40 % der IT-Dienstleister, die sich 2010 unter den Top 50 in der DACH-Region befanden, waren 2020 nicht mehr in dieser Liste zu finden (Quelle: teknowlogy Group). Amazon Web Services, das mittlerweile zu den zehn größten IT-Dienstleistern in Deutschland zählt, ist hingegen erst seit 2014 auf dem DACH-Markt aktiv.

Der Professional-Services-Sektor im DACH-Raum hat sich bereits jetzt maßgeblich verändert – doch das ist bestimmt noch nicht alles. In den kommenden Jahren wird die Transformation noch wesentlich mehr an Fahrt aufnehmen und weitere Umbrüche mit sich bringen.

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